Lange schon frage ich mich: wozu bin ich eigentlich da?
Und nochmehr als die Antwort, interessiert mich, wie ich damit umgehe, wenn ich dann merke, dass ich dieser Aufgabe nur so unwillig nachkomme. Wie gehe ich denn um, mit den Aufgaben, die mir das Leben bietet? Mit welchen Ausreden habe ich gelernt mich rauszureden? Warum nicht einfach annehmen und entscheiden was zu tun ist? Als erwachsener Mann mit 60 Jahren erkenne ich heute den Unterschied zwischen Verantwortung „tragen“ und im Tun, diese Verantwortung auch zu „erfüllen“. Die Verantwortung für mein Leben wirklich anzunehmen – ist bereits sehr erfüllend. Wäre an sich schon das „wozu“.

Jeder kennt die Frage: „was hat das mit mir zu tun?“ Und auch hier ist die Antwort ganz wesentlich von meiner inneren Reife geprägt und nicht vom intellektuellen Bildungsgrad.
Mein eigenes tiefstes Wissen, meine Intuition, mein Herz, weiß es längst, nur ich war einfach noch nicht soweit es auch so anzuerkennen. Zuzulassen, dass diese Dinge, die es gerade zu betrachten gilt, aufgrund meiner Entscheidungen so sind wie sie sind – meine Verantwortung. Fast schäme ich mich ein bisschen, dass ich da erst jetzt dran komme. Aber egal, jetzt kann ich es üben – Ich nehme an, egal was es ist, denn es ist meins und war schon immer meins. Es ist mir jetzt möglich, Dinge anzunehmen, die ich solange nicht wirklich wirklich integrieren wollte. Und ich bedanke mich von Herzen, dass ich es jetzt sehen und nehmen darf.

Fast glaube ich, dass die Corona-Politik mit ihren massiven Kontaktbeschränkungen hier eine beschleunigende Wirkung hat. Sinnentleerte Verbote, unmenschliches Verhalten und eine diffuse Angst entwickelte das unschöne Gefühl von Ohnmacht und löste bei mir eine Gegenreaktion aus: Überdeutlich offenbarte sich mir der Eigenanteil an meinem Leben und lies den Wunsch wachsen, noch mehr Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, nochmehr zu integrieren was ich ablehne. Reinnehmen was ich im Aussen abgelegt hatte, den Sündenbock von meiner Last befreien und ihn pflegen statt ihn vom Hof zu jagen. Schöne Worte für einen schweren Weg.

Trotzdem gerne – weil hinterher ist alles leichter, klarer, ruhiger. Vielen Dank für Alles. Und vielen, vielen Dank an alle, die mir dabei geholfen haben und Verzeihung an die, die ich nicht sehen konnte, obwohl sie alles gegeben haben, um mich zu unterstützen. Ich war wirklich unverbesserlich, zäh, blind und arrogant, ungerecht und zerstörerisch. Ich weiß auch, dass ich immer wieder so sein werde – aber jetzt kann ich es wenigstens erkennen, als meines und versuchen, es seltener zu tun – und dafür noch viel öfter aus dem Herz, mit Liebe zu agieren. Wirklich dem Gefühl folgend, nicht  dem Verstand und der Angst.

Also, Verantwortung für das eigene Leben annehmen. Komplett. Mit Bewusstheit und Anerkennung meinem Leben weiter folgen – weniger im Verstand mehr im Gefühl. Achstam, behutsam, offen.

Mein Weg in dieses Leben startet mit einer missglückten Abtreibung.
45 Jahre habe ich mich dran versucht, daraus kein Drama zu machen. Das waren schwere Zeiten der Anschuldigung, der Ablehnung. Brutal und verletzend nach außen und auch immer nach innen. Mich und Andere verurteilen, immer wieder alles in Frage stellen, das war mein täglich Brot, meine Nahrung, das hat mich geleitet.
Im Laufe der Zeit wuchs zum Glück aber auch die Akzeptanz – und mit ihr zeigten komplett neue Aspekte auf mein pures Ich. Ein tiefes Gefühl der Demut war mir ein untrüglicher Anzeiger: hier bist du richtig! Aus dem Gefühl – ohne Anspruch auf Richtigkeit – konnte ich immer öfter den Blick auf mich und mein „Sein“ lenken und über das Herz feedback zu meinem Glück erfahren. Das Glück so zu sein wie ich bin. Hier. Jetzt. Und immer. Nicht mehr rückwärts verstehen „warum“… sondern vorwärts „wozu“.

Es eröffnete sich ein weiterer Blickwinkel auf mein Leben. Unfassbar, unbegreiflich, unberschreiblich – nicht mit Worten. Wäre ich Musiker würde ich es in meiner Musik auszudrücken. Mein Kanal, über den ich Zugang in diese wundervolle Lebensqualität bekomme, ist die „Cranio-Sacral-Berührungs-Arbeit“. Hier erfühle ich den Rhythmus des Lebens. Mit jeder Behandlung, nehme ich die Melodie der Seele und die Bewegung seines Wesens wahr. In Schwingung, Licht und Energie. Sich wie im Tanz einander zu begegnen und gemeinsam ein Stück weit zu gehen – das ist mein Zugang zu dieser lebenslustigen Leichtigkeit des Hierseins. Und diese (Behandlungs) Zeit ist ein Geschenk, das ich vom Leben bekomme, um es weiter zu geben.

Das ist wirklich mein schönstes „wozu“

Danke, danke, danke Leben, dass sich mir mein Dasein jetzt doch soo richtig wundervoll anfühlt: Herzlich Willkommen auf dieser Welt, die ich um ein Haar nicht erreicht hätte. Was für ein Glück! Danke.