img_8762Betroffenheit hat bei mir schon eine ganz lange Geschichte. Auf die Schnelle könnte ich sagen, dass es eine Erfolgsgeschichte ist, weil es als Mitgefühl da draußen ankommt. Mein erster Impuls aber ist ein anderer: „Ertappt“ – ich verstecke mich hinter Betroffenheit und benütze sie als Sympathie-Köder. Vom Inhalt der Betroffenheit mal abgesehen ist es nur eine Sache der Feinfühligkeit. Vom Sinn und Zweck her betrachtet könnte Betroffenheit mir Nähe und Verbundenheit ermöglichen, aber mein wahres Gefühl dahinter ist eher voll Angst. Betroffenheit zeigt mir ständig etwas, woran ich mich erinnere und nie wieder erleben möchte. Betroffenheit gibt mir gleichzeit aber auch das sichere Gefühl im Leid Zuhause zu sein. Da kenne ich mich aus. Es ist eine komische Sache einerseits ein Frühwarnsystem das mir schlimme Dinge frühzeitig zeigt um ausweichen zu können, andererseits wie ein Kompas der mir den Weg in bekannte Gefilde zeigt. Betroffenheit, wie ich sie seit 55 Jahren erlebe, bewirkt ein Verharren im Leid. Beharrlichkeit, Unbeweglichkeit, selbstverordnete Ohnmacht. Was für ein verschrobener Quatsch! Ich danke dem Himmel, dass mir diese Antwort geschenkt wurde – ich hätte mich nicht getraut zu fragen.

Heute glaube ich, dass Betroffenheit auch eine Einladung sein kann, aus mir selbst rauszugehen, zum anderen. Ich glaube Betroffenheit wird mir gut tun wenn ich sie nicht mit meinem Erfahrungsschatz hinterlege sondern einfach offen bleibe für das was von außen eben ankommt.