Viel wissen > viel können > gut sein! – Eine einfache Logik, der ich bis vor kurzem noch bedenkenlos, oder besser gesagt, gedankenlos, gefolgt bin.
Als ich anfing durch Überlastung und seelischem Stress an große Teile dieses Wissenschatzes nicht mehr dran zu kommen, beschlich mich eine große Angst. Die Angst verrückt zu werden, Alzheimer zu haben, etc. aber das fühlte sich eher an wie Fasade – noch nicht heftig genug. Da war noch der Beigeschmack „leistungsbedingter Zusammenbruch“ dabei. Anerkennung durch Krankheit. Burnout oder Herzinfarkt adeln jetzt endlich meinen enormen Arbeitseinsatz – nicht erst post hum sondern noch in diesem Leben und ich werde gesehen! Ihhhhh! Wie blöd!
Und arrogant! Jetzt mein ganz persönlicher Dreh: ich verhalte mich arrogant, ich erscheine arrogant, obwohl ich tief in mir weiß, dass ich tief in mir drin das garnicht bin. Ich begegne den Menschen so, weil ich einfach Angst habe, mit meiner Unvollkommenheit entdeckt zu werden. Ja! – Jetzt wird die Angst richtig Furcht einflößend. Und jetzt passt auch mein schulisches Scheitern, mein Makel als Studiumabbrecher und meine Flucht in die harte Arbeit. Überstunden statt liebevoller Wertschätzung. Fleiss statt Selbstwert.
Ich beginne zu verstehen! Ich habe mir wirklich verdammt viel Wissen erarbeitet – nur leider hilft mir dieses Wissen nicht, mich und mein Leben so richtig Wert zu schätzen. Ich bekomme mit diesem Wissen auch keine Antworten auf dringende Fragen zu meinem Leben.
Wissen „richtig“
Ich erinnere mich an meine Großmutter, die mir mit jeder Geste, jedem Mittagessen und jedem Spaziergang durch die Wälder ihr Wissen vermittelt hat. Dieses Wissen hat mich mit der Natur verbunden und es hat mich neugierig auf das Leben gemacht. Was für ein Unterschied! Danach kamen nur noch Schule, Studium, Arbeit – richtig viel Wissen aus einer völlig anderen Ecke – Hochleistungswissen. Wissen, das x-mal raffiniert und mit x Ideologien versetzt wurde und an 1001 Bedingungen geknüpft ist. Sinnlos und ohne Wirkung auf ein glückliches Lebens. Der Beginn meines Irrwegs.
Jetzt endlich (mit 55) bekomme ich Wissen aus mir selbst. Ich erfahre und spüre tiefes Verstehen, Wissen wie von selbst. Ich nenne es Inspiration.
Wissen aus dem Herzen, nenne ich Weissheit.
Wissen aus dem Herzen, nenne ich Weissheit.